Alte Schule Bühl - Architekt schreibt an Stadt
Der Architekt des Alpseehauses, Dipl.Ing.Univ. Michael Felkner, Architekt und Stadtplaner, hat an Bürgermeister Schaupp, den Stadtrat und die Kirche eine Stellungnahme zur Alten Schule in Bühl geschrieben. Fraktionsvorsitzender Peter Elgaß hat auf diese Stellungnahme reagiert. Zunächst daas Schreiben von Architekt Felkmer:
"Als Jugendlicher bin ich bestimmt 15 Jahre oder gar länger mit meinen Brüdern und Eltern jeden Sonntag nach Bühl in die Kirche gegangen. Wir waren damals begeistert von der Gottesdienstgestaltung des dortigen Pfarrers Wilhelm Igel, der zu einem Freund unserer Familie wurde. Aber wir sind damals als Auswärtige auch bis zu einem bestimmten Grad Teil der Kirchengemeinde geworden. Insofern ist mir der Kirchenhügel von Bühl zu einem Stück Heimat geworden. Dazu zählen natürlich auch die Alte Schule und die Einrichtungen von St. Michael.
Zufällig bin ich nun Architekt, Stadtplaner, „Denkmalversteher“ und Energieexperte geworden. Zufällig durften wir vor 10 Jahren das AlpSeeHaus bauen. Diese Vorgeschichte möchte ich zum Anlaß nehmen mich zur Thematik Alte Schule Bühl zu äußern:
Selbst wenn die Alte Schule Bühl nicht unter Denkmalschutz stünde wäre es eine Sünde dieses Gebäude einfach abzureißen. Dieses Gebäude ist Geschichte, ebenso wie die Kirchen auf diesem Hügel. Der Hügel an sich hat eine gewaltige Geschichte, die im Untergrund schlummert.
Angesichts der augenblicklichen Entwicklung der Gesellschaft ist es durchaus vorstellbar, daß in einigen Jahrzehnten im Stadtrat darüber diskutiert wird, die dann vielleicht auch nicht mehr benützten Kirchengebäude abzureißen???
Können wir uns diesen Kulturverlust leisten? Können wir es uns leisten uns sämtlicher Wurzeln zu entledigen? Ich glaube, daß die Gesellschaft an solchem Denken und Handeln zugrunde gehen wird.
Und dann kommt noch dieses wirklich beachtenswerte Engagement der Mitglieder des Freundeskreises der Alten Schule dazu, das wohl auch den Herrn Pfarrer dazu bewogen hat neben einigen sachlichen Gründen der Bürgerinitiative den Zuschlag für den Kauf des Gebäudes zu erteilen.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates: Sie können sich ob so vielen bürgerlichen Engagements glücklich schätzen! Greifen Sie den Ball auf, nutzen Sie die Chance Größeres zu entwickeln - zusammen mit den Bürgern, zusammen mit der Kirche (angrenzende Liegenschaften) …..
Andernfalls werden Sie verlieren – wenn Sie mit Ihrer Ankündigung, das Vorkaufsrecht allein deswegen ausüben zu wollen um das Gebäude abzureißen das Vertrauen der Bürger nicht schon längst verspielt haben …..
Nebenbei sei gesagt: für die Erhaltung, Umnutzung und Sanierung alter Bausubstanz gibt es ungleich mehr an staatlichen Fördermitteln als für irgendwelche Neubauten. Es wäre also allein aus wirtschaftlichen Gründen ein absoluter Unfug dieses Gebäude abzureißen. Schauen Sie sich mal das Heimathaus in Gestratz, das Dorfgemeinschaftshaus in Grünenbach, das Flößerhaus in Lechbruck oder viele andere gelungene Beispiele an, die durch bürgerschaftliches Engagement entstanden sind. Neben der Erhaltung alter Bausubstanz wiegt der Zusammenhalt, das Engagement der Bürger vielleicht sogar noch mehr.
Mit freundlichen Grüßen, Dipl.Ing.Univ. Michael Felkner, Architekt und Stadtplaner, Energieeffizienzexperte (auch für Baudenkmäler)
Hier nun die Antwort von Fraktionsvorsitzenden Peter Elgaß an Michael Felkner:
meine Freude ist groß, dass sich so anerkannte Fachleute für die Alte Schule in Bühl einsetzen. Es ist zu hoffen, dass der Freundeskreis und seine kompetenten Unterstützer sich des Bühler Problems ganzheitlich annehmen und nicht nur die denkmalgeschützte Schule als Solitär sehen.
Es geht darum mit so geringen Mitteln wie möglich:
1. Die Bühler Vereine (Schützen, Musik, Pfarrgemeinde usw.) unterzubringen. Die Raumanforderungen sind bekannt.
2. Die Bühler Feuerwehr unterzubringen (auch hier steht ein Raumkonzept)
3. Vorsorge zu treffen für zukünftigen Kindergartenbedarf mit entsprechendem Freigelände
Zweitens und drittens sind Pflichtaufgaben der Stadt. Die Raumnöte der Vereine – so dringend sie sind – gehören zu den freiwilligen Leistungen. Es ist ausgeschlossen, dass die Feuerwehr in der zu erhaltenden Alten Schule unterkommen kann. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass für Schützen (Schießanlage) und Musikkapelle (ca. 70-90 qm Übungsraum+Nebenräume) im sanierten Gebäude Platz ist. Über die gesetzlichen Auflagen, die für einen Kindergarten bestehen, muss ich Sie nicht aufklären. Auch die Unterbringung eines Kindergartens halte ich für unwahrscheinlich. Sollten o.g. Nutzungen im sanierten Schulgebäude nicht möglich sein, was bliebe dann noch als Nutzung? Ein Pilgercafe?
Als Stadtrat bin ich verpflichtet, das Bestmögliche für Immenstadt zu verfolgen und wirtschaftlich machbare Lösungen voranzubringen.
Wenn es Ihnen und/oder dem Freundeskreis mit all seinen Kapazitäten gelingt, sinnvolle Gesamtlösungen für Vereine, Kindergarten und Feuerwehr bei Erhaltung der Alten Schule aufzuzeigen, macht es Sinn über den Erhalt des Schulgebäudes nachzudenken. Aber erst dann. Für mich als Stadtrat kann es nicht darum gehen, einen sicher gefälligen, aber 40 Jahre lang vernachlässigten Solitär zu erhalten, aber dann auf Kosten der Allgemeinheit deutlich teurere Alternativen für die Pflichtaufgaben der Stadt herzustellen.
Jetzt ist der Freundeskreis am Zug. Leider unter großem Zeitdruck.
Peter Elgaß, Stadtrat